Danke euch beiden
alegra hat geschrieben:Wenn sie da so alle – sehr eindrucksvoll – beieinander stehen, kommt mir der deprimierende Gedanke, dass die überkreuzten Gurte bei den Jungs beinahe wie ein Fadenkreuz wirken, sie sich also schon optisch als Kanonenfutter präsentieren. Der Offizier ist ja interessanterweise frei davon …
Traurig oder?
Na ja, das sind Uniformen aus einer Zeit in der Tarnung nicht weiter wichtig war, sogar eher im Gegenteil. Es gab durchaus Truppenteile, die wollten vom Gegner erkannt werden da sie ein gewisser Ruf der Unbesiegbarkeit umgab, auch wenn das letztlich sicher nicht immer so war, bzw. mancher Sieg mit hohen Verlusten erkauft war. Und wir reden über eine Zeit in der die Masse der Soldaten kaum gezielt auf ihren Gegner schoß. Es wurde in Linien aufeinander zumarschiert, fast wie bei einem Duell. Man stoppte dann bei einem Abstand von vielleicht 100 oder sogar weniger Metern und ließ dann die erste Reihe gleichzeitig in Richtung Gegner feuern. Diese Reihe kniete dann zumeist ab um nachzuladen, die zweite Reihe schoss, lud nach, in der Zeit schoss die erste Reihe wieder. Mitunter kniete die erste Reihe auch von vornherein und beide Reihen schossen gleichzeitig. In der Regel waren weitere Reihen nur dafür da um Lücken durch verwundete oder gefallene Soldaten der ersten beiden Reihen wieder aufzufüllen. In den napoleonischen Kriegen haben die normalen Musketen der Soldaten, das ergaben moderne Prüfverfahren, auf 75 m Entfernung eine Trefferwahrscheinlichkeit von 60% gehabt, bei 150 m schon nur noch 40 %, insgesamt geht man davon aus, dass nur etwa 5 bis 7 Prozent aller abgegebenen Schüsse tatsächlich getroffen haben. Es war also entscheidend das eine Masse an Soldaten gleichzeitig auf den Gegner anlegte.
Was den Offizier betrifft, es gab schon immer Truppenteile deren Aufgabe es war gezielt gegnerische Offiziere auszuschalten, lange bevor man daran dachte diese Truppen als Scharfschützen zu bezeichnen. Gerade die großen Formationen in der Antike, dem Mittelalter oder den Zeiten danach, bedurften einer Führung, fiel diese weg, so war die Effektivität der ganzen Formation gefährdet. Bei der franz. Artillerie ist der optische Unterschied zwischen Mannschaften und Offizieren gar nicht so groß, bei anderen Einheiten war das extremer und so Offiziere auch leichter auszumachen, auch ohne Kreuzgurte.
Optisch eine der schönsten Uniformen der napoleonischen Zeit trugen die "Chasseurs a cheval", die "Jäger zu Pferd", sie avancierten zu Napoleons Leibgarde sobald er im Feld war. Hier mal ein normaler Soldat:
chasseurs a cheval 2 by
petemit, auf Flickr
Und im Vergleich ein Offizier...ein Leopardenfell anstelle der Stoffauflage auf dem Sattel, sämtliche Kordeln oder Schlaufen die beim normalen Soldaten gelb waren, hatten Offiziere in goldfarben, der fellerne Saum der Jacke war weiß statt schwarz...der Reiter in Summe schon gut auch aus größerer Entfernung als Offizier auszumachen und ein gutes Ziel für britische Scharfschützen.
chasseur a cheval by
petemit, auf Flickr