Nowgorodfahrer der Hanse und Jäger der Rus
Bei einem Besuch in Stralsund hat mich das Nowgorodfahrer-Gestühl in der Nikolaikirche beeindruckt. Einen Teil des geschnitzten Chorgestühls zeigt das Referenzbild (Quelle Wikipedia). Es zeigt Jäger der Rus, die vor allem Eichhörnchen jagten und die Felle an Kauffahrer der Hanse verkauften. Die Hanse aus Lübeck handelte mit den Rus aus Nowgorod, die aus Stralsund fuhren mit ihren Koggen Riga an.

Das profane (nicht religiöse) Chorgestühl ist einzigartig in der Kunst. Es entstand um 1360 und das Besondere ist, man sieht noch die Farben, die die einst bunt bemalte Schnitzerei hatte.
Die Jäger sind Rus, man könnte sagen, die „Enkel“ der Wikinger, die 200 Jahre zuvor hier ihr Reich errichteten. Und sie sind die „Großväter“ von Russland, das erst etwa 100 Jahre später entstand. Ihre bizzaren Kopfbedeckungen, die das Gestühl zeigt, sind einzigartig. Vergleichbare Quellen gibt es nicht. Scheinbar legten die Jäger großen Wert auf diese Mode als Alleinstellungsmerkmal und Standeszeichen.
Beide, Jäger und Kauffahrer, wurden mit dem Handel von Pelzen – vor allem Eichhörnchen, dem sogenannten Fee, sehr reich. Vor allem Adel und Würdenträger fütterten zum Beispiel ihre Mäntel damit (berühmteste Darstellung ist Uta im Naumburger Dom). Die Rus handelten auch mit anderen Produkten des Waldes mit der Hanse, wie Honig und Harz.
Der erste Teil zeigt die Rus. Sie tragen typische mittelalterliche Gewänder, Kotten (davon kommt Kutte) und Beinlinge aus Wolle. Das Untergewand war aus Leinen. Die Hüte waren aus Stoff oder auch möglicherweise aus Filz. Die Kleidung ist genäht von einem Forenmitglied im Auftrag nach genauer Vorlage. Ich lehne meine Jäger an die Personen auf dem Kunstwerk lediglich an. Doch die Kleidung entspricht genau mittelalterlichem Vorbild.
Da sie Rus, also Nachfahren der Waräger oder Wikinger sind, habe ich sie mit Accessoires und Waffen von Wikingern und der nordischen Kultur ausgestattet. Die Armbrüste sind von ZYTOYS. Zwei Paar Schuhe sind selbstgenäht. Die wendegenähten Schuhe waren typisch für diese Epoche.
Die zwei Kaufleute tragen typische Kleidung von spätmittelalterlichen Menschen Mitteleuropas. Der Kaufmann trägt eine Bundhaube und Gugel (Kapuze). Der zweite, sein Gehilfe, trägt eine Haube. Das Wams ist mit Nestelschnüren verbunden. Knöpfe waren noch selten. Die Nestelschnüre und Nestelhülsen habe ich gestaltet. Ansonsten trug man die Beinlinge aus Wolle. Taschen und andere Schuhe sind aus der Bucht oder meinem Fundus.
Zwei der Köpfe sind Wikingerköpfe aus der Bucht. Der dritte ist von Kaiser Barbarossa von Coo Model. Die Zöpfe der Bärte sind selbst geflochten. Die meisten Körper sind auch Coo Model. Der dicke Body ist von Worldbox.
Im letzten Teil zeigt uns ein Jäger, wie man im 14. Jahrhundert angezogen war. Erst zieht er die wendegenähten Schuhe aus, dann präsentiert er den Gürtel mit Kurzschwert (Sax) und zuletzt sehen wir, wie Kotte (Übergewand) und Untergewand ausgezogen wird, damit man seine Bruche (gewickelte) Unterhose und die daran geknüpften Beinlinge sehen kann.









