Heute geht es um den Helm meines Hospitaliters, bzw. den zusätzlichen Topfhelms den ich mir dazu bestellt habe und der vorgestern ankam.
Zunächst der mitgelieferte Helm, den ACI "Hospitaliterhelm" nennt. Es handelt sich um einen Glockenhelm, wie er im ausgehenden 12. Jahrhundert sehr üblich war, allerdings schon mit Gesichtsschutz. Das sind ab etwa 1200 die Anfänge des Topfhelms, dem bekanntesten Helm des späten Hochmittelalters.
Mit dem zweistufig einstellbaren Föhn meiner Frau bewaffnet, habe ich den HS gegen den kleineren Kopf-Dummie (wie nennt man das richtig?) ausgetauscht - hoffend der Peg bricht nicht - und kann nun endlich meinem Ordensbruder die metallenen Helme aufsetzen. Schade, dass die Helme nicht auf den original Kopf passen. Ist das bei Ritterfiguren immer so? Den Helm finde ich sehr gelungen. Was sagt ihr?
Im Werk von David Nicolle, Die Ritter des Johanniter Ordens, d e r Sekundärliteratur über Hospitaliter (Literaturangaben mache ich noch extra, unten im Thread) ist dieser (unten) modisch geriffelte Glockenhelm mit angenieteter Gesichtsplatte abgebildet. Diese Riffelung nenne ich immer "Zitonenpresse". Aber für den Hospitaliter passender ist der einfache Glockenhelm, finde ich, ohne modische Riffelung. Wie andernorts von PeeWee und mir schon ausgeführt, unterlagen die Brüder der Ritterorden einem Prunkverbot. Was mich wundert, ist die zeitliche Einordnung der "Zitonenpresse" bei Nicolle um 1330. Ich finde das recht spät.
Bei Gösta Ditmar-Trauth, Rüstung ... des Deutschen Hochmittelalters, werden Kalotten und Glockenhelme mit Gesichtsschutz schon um 1200 angesetzt.
Helme waren einerseits den Erkenntnissen der Wehrtechnik, aber auch dem Geschmack der Zeit unterworfen. Zu unterschätzen ist sicher auch nicht der praktische Umgang mit vorhandenen Rüstungsteilen. Außerdem gab es regionale Unterschiede.
Aus Glockenhelmen oder Kalotten (das sind die Helme, die wie eine tiefe Bratpfanne aussehen - wie auf der Schwarz-weiß Zeichnung rechts) mit Nasalen (also einem senkrechten Metallstreifen der die Gesichtsmitte, sprich Nase, schützte, entwickelte sich im Laufe des 13. Jahrhunderts der Topfhelm. Wie auf der Zeichnung Links zu sehen - der ist ganz typisch.
Daher wollte ich unbedingt noch einen Topfhelm für meinen Hospitaliter. Den bespreche ich demnächst hier.
Literatur:
David Nicolle: Die Ritter des Johanniterordens, 1100 bis 1565, Brandenburgisches Verlagshaus, Sankt Augustin 2004.
Gösta Ditmar-Trauth, Rüstung Gewandung Sachkultur des Deutschen Hochmittelalters, Karfunkel Verlag, Osterburken 1999.