Spinnen wir die Geschichte mal weiter.
Die Episode ist etwas länger geworden, dafür gibt es jetzt eine kleine Pause. Muss erst wieder knipsen und texten.
Geralt wischte sich die Tränen aus den Augen. „Lass mich raten: die Heilerin hat dich so ausstaffiert?“, gluckste er.
„Freiwillig seh ich bestimmt nicht so aus! Außerdem hast du doch gelacht...“
Urs war sein Auftritt sichtlich peinlich. „Sie hat gesagt, wenn ich nicht umgehend meine Rüstung ausziehe und das hier an, bricht sie mir noch die Beine dazu! Kann auch nicht lange bleiben. Hab ihr erzählt, dass ich pinkeln muss und bin abgehauen.
Wenn die merkt, dass ich weg bin, kann mich nicht mal mehr Freya retten...“
Geralt kicherte schon wieder, verkniff sich aber einen weiteren Ausbruch an Heiterkeit.
„Jaaa, so ist sie! Und glaub mir: Wenn die sagt, sie bricht dir die Beine, dann macht die das auch! Besser, man widerspricht ihr nicht!“
Urs ließ sich in den Sessel fallen. „Wenn sich das herumspricht, bin ich erledigt... Erst verdroschen wie ein Schuljunge und jetzt das... Schlimmer kann es kaum kommen...“
„Na ja, immerhin ist der Kopf noch dran. Wie geht es deinen Knochen?“, wollte der Wolf wissen. „Hab ich dich arg erwischt?“
„Hmpf... Hab schon mehr gelacht...“, grummelte der Bär.
„Ein Schadensbericht gefällig? Drei Rippen gebrochen, eine angebrochen. Schulterblatt angeknackst. Einige Prellungen und Quetschungen, die Schulter verrenkt. Hose aufgerissen. Und ein lädierter Stolz...
Aber es war wohl nötig. Ich hab mich unmöglich benommen...
Zum Glück ist die Heilerin gut. Aber es wird noch dauern, bis alles wieder ganz ist.“
„Och, das geht ja noch.“ , meinte der Geralt schmunzelnd. Dann angelte eine Phiole vom Beistelltisch. „Ich dachte mir, dass du noch auftauchst, deshalb hab ich dir was mitgebracht. Hier!“
Urs beäugte argwöhnisch die irisierende Flüssigkeit in dem Röhrchen. „Was ist das?“
„Nennt sich „Schwalbe“. Ein Heiltrank aus der Hexerküche. Er sollte dir recht schnell über das Schlimmste hinweghelfen. Ich hab ihn etwas schwächer dosiert als gewöhnlich, weil ich nicht weiß, wie du ihn verträgst. Runter damit. Und versuch, nicht zu reihern.“
Urs zuckte die ramponierten Schultern und schluckte den Trank hinunter. Geralt ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
Die Wirkung kam schnell und unerwartet. Urs krümmte sich zusammen, als hätte er schlimme Magenkrämpfe. Er rang nach Luft, hustete und würgte, sein Puls raste.
„Verdammt! Du hast mich vergiftet!“, brachte er mühsam hervor und klapperte mit den Zähnen.
„Nein, bleib ruhig.“ Geralt kniete sich neben den Bären. „Versuch, normal zu atmen, die Nebenwirkung verfliegt rasch. Gut, dass ich es so schwach dosiert habe...“
Tatsächlich ging es Urs kurz darauf besser, wenn auch nicht sehr.
„Verflucht, Geralt, was für ein Teufelszeug! Mir ist zum Speien übel, und es zerreißt mir fast die Eingeweide. Du sagst, das hier ist eine schwache Mischung? Wie ist das denn, wenn es normal dosiert ist???“
„Nun ja...“, der Wolf grinste schief, „du wirst es vielleicht nicht glauben, aber das ist einer der schwächeren Tränke. Gegen einen richtigen Absud ist das hier ein Kamillentee...
Mir bekommen viele auch nicht gut, aber so eine Reaktion hätte ich nicht erwartet. Übelkeit, ja, aber dein Organismus reagiert fast wie der eines gewöhnlichen Menschen...“
„Wie meinst du das? Willst du sagen, der Zauberer hat uns hereingelegt? Das waren keine Mutationen, was er mit uns gemacht hat?“ Urs war sichtlich entsetzt und nebenbei krampfhaft bemüht, sich nicht zu übergeben.
Der Hexer schüttelte den Kopf, er wusste keine Antwort. „Ich kann es dir nicht sagen, Urs. Ich weiß nur, dass irgend etwas nicht stimmt. Ich hab den ganzen Abend gelesen, Antworten gesucht, aber nichts gefunden. Wir müssen sehen, das wir mehr über diesen Zauberer herausfinden.
Aber jetzt geht zurück zur Krankenstation und leg dich ins Bett. Der Heiltrank sollte in jedem Fall etwas bewirken, ich bin sicher, morgen geht es dir deutlich besser. Und dann sehen wir weiter.“
Urs nickte müde und raffte seine zerschlagenen Knochen zusammen. Mit Geralts Hilfe gelangte er sicher zurück ins Krankenbett (zur großen Erleichterung der beiden ungesehen von der Nachtschwester) und schlief fast auf der Stelle ein.
Eine Weile später kehrte ein sehr nachdenklicher Hexer zum Feuer zurück. Was war nur faul an der Geschichte dieses Skelligers??? Ganz normal war dessen Organismus nicht, aber vollends mutiert war er auch nicht... Das Ganze blieb wohl vorerst ein Rätsel.
Und dann war da noch dieses andere kleine Problem: was hatte es mit diesen beiden Halblingen auf sich, und mit diesem kleinen, unscheinbaren Schmuckstück, dass er dem kranken Halbling abgenommen hatte???
-Fortsetzung folgt-