Ich mach mal ein Fass auf.
Ich bin sowohl im historischen Mittelalter als auch im Fantasy-Genre unterwegs, und hab für beide Fraktionen schon viel an Kleidung recherchiert und auch genäht (1:1). Bin also im Thema drinne.
Aragorn ist schon immer meine Lieblingsfigur in HdR. Coole Type. Der Hexer geht ja auch vom Prinzip her in diese Richtung.
Oder auch ein Robin Hood.
Bleiben wir der Einfachheit halber bei dem Begriff "Waldläufer", auch wenn ich ihn nicht so gerne mag.
Männer, die eigentlich immer auf Reisen sind, ständig in Kämpfe verwickelt werden, im Freien übernachten. Regen, Schnee, verirrte Pfeile, müssen die alles abkönnen. Es braucht also funktionale Ausrüstung.
Nun muss ich abwägen. Rüstung oder Leichtigkeit? Eine Rüstung schützt, behindert aber auch. Je besser sie schützt, desto schwerer wird sie und macht ggf. auch Lärm. Nicht gut. Also brauche ich Kleidung, die sowohl vor Witterungseinflüssen schützt, als auch einen gewissen Schutz vor Angriffen (auch gegen Tiere). Stichwort "leichte Rüstung".
Die Ausrüstung von Aragorn im Film ist recht fantasy-lastig und m. E. nicht soooo funktional.
Ein paar Gedanken zu den "Basics":
Die Unterwäsche lassen wir mal außen vor. Wenn Bedarf besteht, können wir gerne darauf zurückkommen. Es gibt da sehr schöne Modelle.
"Tunika" ist eigentlich ja nur ein anderer Begriff für "Hemd" im weiteren Sinne. Also ein "normales" Kleidungsstück, das man auch alleine tragen kann, auch mal für "gut", oder wenn man mal in der Taverne hockt. Historisch hätte man da leichten Wollstoff genommen oder ähnliches. Aragorn hat in den Filmen zwei verschiedene Hemden, beide ähnlich: Lange Ärmel, runder Halsausschnitt, keine Knöpfe o.ä. Man schlüpft einfach rein. War im MA auch so. Die Schnitte für solche Hemden sind sehr einfach, man kann sie aus Vierecken und Keilen zusammensetzen.
Der Hexer hat auch dieses weiße Hemd. Anderer Schnitt, aber von der Funktion vergleichbar. Einfach nur ein Hemd, eine Tunika halt.
Die Hose. Hier wird's nun schon kniffliger. Die ganzen Film-Hosen haben mit historischen Hosen wenig gemeinsam, zumindest im HdR. Ich mag die Hexer-Hosen, die sind ans Spätmittelalter angepasst. Sehr coole Sache!
In Fantasy-Filmen tragen die Waldläufer gerne Lederhosen. Historisch gesehen ist das Käse. Leder als Kleidung war generell eher unüblich.
Leder bietet zwar einen recht guten Schutz gegen alles mögliche, trägt sich auf nackter Haut aber echt mieserabel, vor allem, wenn es nass wird. (Ich hab mal bei einem Tagesritt lederne "Chaps", also diese Cowboy-Überhosen, getragen. Es hat geschüttet wie aus Eimern, ich sag euch, da war kein Spaß!) Moderne Motorradkleidung taugt übrigens nicht als Vergleich, die Sachen sind anders verarbeitet und sind auch gefüttert. Hätte früher kein Mensch gemacht, viel zu aufwändig.
Vllt. wäre hier eine Hose aus normalem Stoff mit Lederbesatz ein guter Kompromiss. Was Aragorn da an den Beinen hat, weiß ich gar nicht, irgend eine Hose halt. Kann's nicht sagen.
Eine Alternative bieten abgesteppte Hosen aus mehreren Lagen Stoff. Gab es historisch auch.
Enweder als komplette, eigenständige Hose, oder als separate Beinlinge zum drüber ziehen.
Sprich: man legt mehrere Stoffschichten übereinander (Wolle außen, Leinen innen) und steppt diese mit groben Längsstichen ab.
Vorteil: die Hose bleibt leicht, bietet aber mehr Schutz.
Ich finde gerade kein gutes Beispiel, ich such weiter.
Mein Geralt hat derzeit eine Hose nach der Machart, die blau-graue.
Stiefel braucht der Mann! Das ist wieder einfach. Gute, solide Lederstiefel, kompromisslos.
Mit oder ohne Krempe, wie man's mag. Hier lasse ich mal die historische Komponente außen vor, das führt sonst zu weit.